Sicher haben Sie schon von Deutsch-Südwestafrika gehört. Das war der Name des damaligen deutschen Kolonialreichs im heutigen Namibia, denn von 1884 – 1915 war das Deutsche Reich Kolonialmacht im damaligen Deutsch-Südwestafrika. Unter dem deutschen Kanzler Otto von Bismarck wurde auch das Deutsche Reich zur Kolonialmacht. Nach der Besetzung durch Südafrika wurde Namibia erst 1990 als eine unabhängige Republik anerkannt und erhielt den Namen von der bekannten Namib-Wüste. Auch wenn es seit 1919 mit dem Vertrag von Versailles offiziell vorbei ist mit Deutsch-Südwestafrika, sind noch heute Spuren der deutschen Kolonialgeschichte in Namibia spürbar. Wo Sie diese Spuren auf Ihrer Namibia Rundreise finden, zeigen wir Ihnen in diesem Blogbeitrag!
Die Hafenstadt Lüderitz gilt dabei als Beginn der deutschen Geschichte in Namibia, als der deutsche Kaufmann Franz Adolf Lüderitz 1884 die Küstenregion durch ungerechte Tricks „kaufte“. Damit wurde die Bucht zu Deutschlands erstem Kolonialhafen im sogenannten deutschen Schutzgebiet und erhielt den Namen des Bremer Tabakhändlers. Danach wurde das Gebiet ständig erweitert und die einheimischen Bewohner immer mehr bedroht.
Der Beginn des Widerstands der afrikanischen Völker war die Schlacht von Ohamakari, auch „Schlacht am Waterberg“ genannt. In der vergleichsweise kurzen Kolonialepoche wurden Schätzungen von Historikern zufolge über 65.000 Herero und 10.000 Nama getötet. Historiker sprechen in diesem Zusammenhang vom ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts! Erst über 100 Jahre später erkennt Deutschland den Völkermord an und es wird über Entschädigungen verhandelt.
Man geht davon aus, dass heute noch circa 20.000 deutschsprachige Muttersprachler in Namibia leben – Deutschnamibier genannt. Daneben ist Deutsch sogar als eine der elf geschützten Nationalsprachen anerkannt und wird auch unterrichtet. Prozentual sind es dennoch nur 0,9 % der Bevölkerung, also eine Minderheit, die Deutsch sprechen.
Im Gegensatz zu anderen ehemaligen deutschen Kolonien wie Tansania, Kamerun oder Togo, war Namibia damals vor über 100 Jahren eine Siedlungskolonie. Bis zum Beginn des ersten Weltkriegs lebten ungefähr 12.000 Deutsche im heutigen Namibia und sicherten sich ihren Unterhalt als Farmer, Landbesitzer oder gründeten deutsche Unternehmen.
So gibt es beispielsweise auch deutsche Radiosender und die deutschsprachige „Allgemeine Zeitung“ ist in Namibia erhältlich. Auch Namibias Bier „Windhuk“ wird heute noch nach deutschem Reinheitsgebot gebraut.
Viele Städte- und Straßennamen sowie Bauwerke erinnern an die deutsche Kolonialzeit in Namibia. Der Caprivi-Streifen wurde nach dem deutschen Reichskanzler Leo von Caprivi benannt. Eine große Anzahl an Denkmäler wurde zu Ehren von deutschen Soldaten in Namibia und insbesondere in der Hauptstadt Windhoek errichtet. Man darf nicht vergessen, dass während des Völkermords auch etwa 1.500 deutsche Siedler ihr Leben verloren.
Besonders in den Städten Windhoek, Lüderitz und Swakopmund werden Sie den Einfluss deutscher Geschichte merken. Nicht zuletzt, stammen auch einige Eigennamen in Namibia aus der deutschen Sprache.
Die Hafenstadt Lüderitz direkt am Atlantik gilt als Beginn der deutschen Geschichte in Namibia. Der deutsche Kaufbenannte die Region zunächst nach ihm Lüderitzbucht und wollte dort die Hauptstadt der deutschen Kolonie gründen.
Das Wahrzeichen der Küstenstadt ist die 1911 erbaute evangelisch-lutherische Felsenkirche. Vom sogenannten Diamantberg haben Besucher eine wunderschöne Aussicht über die Stadt und die Küste.
Ein weiteres Relikt aus deutscher Kolonialzeit ist das Goerkehaus, das Haus des deutschen Leutnants Hans Goerke. Ebenso wie die anderen Kolonialbauten in Lüderitz entspricht auch das Goerkehaus dem wilhelminischen Stil und zeigt Elemente des Jugendstils wie eine große Sonnenuhr und Buntglasfenster.
Einige bezeichnen Swakopmund als die „deutscheste“ Stadt Namibias. Beim Blick auf die europäische Architektur und die Deutschen Fassaden der Wohnhäuser, fällt es schwer zu glauben, dass Sie sich tatsächlich in Afrika befinden. Im Strandbad Swakopmund können Besucher in Cafés sogar Schwarzwälder Kirschtorte bestellen. Außerdem gibt es ein Brauhaus, in denen Gäste nach deutscher Tradition Bier, Schweinebraten oder Schnitzel erhalten. Anfang April können Besucher in der Küstenstadt Swakopmund beim Karneval sogar rheinische Schunkellieder hören. Heute lebt der Ort am Atlantik vor allem vom Tourismus, denn in der Hauptsaison kann sich die Einwohnerzahl durchaus verdoppeln. Swakopmund lädt die Urlauber zu einem Strandurlaub in Afrika ein, doch die Temperatur – an Land wie im Wasser – ist in dem beliebten Urlaubsort moderat.
Auch in der Hauptstadt Namibias, Windhoek, können Sie einige Relikte der deutschen Vergangenheit finden. Zu deutscher Kolonialzeit sollte die Stadt wohl „Windhuk“ geheißen haben, was sinngemäß für „windige Ecke“ steht.
Das bekannteste Wahrzeichen von Windhoek ist die evangelisch-lutherische Christuskirche, die in der deutschen Kolonialzeit erbaut wurde. Dort findet sogar die Sonntagsmesse noch auf Deutsch statt. Sehenswert ist zudem die römisch-katholische St. Marien-Kathedrale Windhoek. Mittlerweile wurden Straßenschilder wie „Bismarckstraße“ und „Schanzenweg“ aber umbenannt.
Weitere Informationen zur deutschen Kolonialgeschichte in Afrika, finden Sie in dem neuen Film „Der vermessene Mensch“, der unter anderem in Namibia gedreht wurde.